Auf der Party

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Ich bin kein Mensch der vielen Worte,
drum lieb‘ ich stille, ruhige Orte.
Mit Small Talk kann ich nichts anfangen,
da bin ich immer sehr befangen…

Doch wurde ich nun eingeladen,
in Menschenmengen mich zu baden.
Man könne es auch nicht verstehen,
ließ ich mich dort so gar nicht sehen…

Nun steh‘ ich zwischen zwei Sirenen
und muss vor Langeweile gähnen.
„Schau’n Sie, wie schön ist doch mein Kleid!“
Ich nicke nur – ich bin es leid…

Da! Eine schrille Fett-Matrone
brüllt lauthals „PROST!“ auf dem Balkone.
In meinen Ohren macht es KNACKS!
Wo sind nur meine Ohropax?

Man schlürft und schaufelt mit Behagen
den Kaviar in seinen Magen.
Den habe ich noch nie geliebt,
ob es hier Wiener-Würstchen gibt?

Ein dicker Mann mit Namen Hulter,
der haut mir kräftig auf die Schulter:
„Was ist denn los? Warum so leise?“
Ich find‘ das alles ziemlich Sch…..!

Feucht-fröhlich rückt die Nacht voran,
betrunken liegt schon mancher Mann
mit seinem Schatz in einer Ecke
und zwei, die grunzen vor der Hecke.

Ich hab‘ mich heimlich fortgeschlichen,
bin der Gewalt des Lärms gewichen.
Was war das für ein lauter Reigen,
wie kostbar ist mir da mein Schweigen!

Informationen zum Gedicht: Auf der Party

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11.09.2015
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