Der Rosengarten

Ein Gedicht von Kerstin Mayer
Die Nacht ist hell, es riecht nach weißem Flieder,
allmählich kommt die ganze Welt zur Ruh.
Der Abendwind singt traurig seine Lieder,
ich bleib kurz stehn und hör ihm dabei zu.

Es geht ein Flüstern aus von allen Bäumen,
ich fühl mich so, als wär ich nicht allein.
Voll Sehnsucht fang ich wieder an zu träumen,
ganz still holt die Erinnerung mich ein.

Einst standen Rosen hier in meinem Garten,
als sie noch blühten, blühte auch mein Glück.
Nur auf den Einen wollte ich dort warten,
doch er ging fort und kehrte nicht zurück.

Nach keinem Andern wollt’ mein Herz verlangen,
im Rosengarten gab er mir sein Wort.
Es sind die Jahre viel zu schnell vergangen,
an jedem Tag lief ich zu diesem Ort.

So ging ich übers Land manch lange Stunde,
und pflückte eine Rose jede Nacht.
Im leeren Feld dreh ich nun meine Runde,
kein Röslein hat der Garten mehr gebracht.

Ein Meer aus Tränen hat sich still ergossen,
nun lauf ich schweigend durch die Dunkelheit.
Die Tür zum Herzen hab ich fest verschlossen,
und meine Seele trägt ein Dornenkleid.


© Kerstin Mayer 2005

Informationen zum Gedicht: Der Rosengarten

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20.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Kerstin Mayer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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