Das Blatt

Ein Gedicht von Kai Randau
Es ist die Jahreszeit des Laubs,
die Blätter wohl am meisten fürchten.
Wenn Blätter fallen wegen jeden Hauchs
und die Menschheit schließt ein jedes Türchen.

An einem Wind'gen Tag,
in des gold'nen Montags Mitte,
stieß ein Sturm ein Blatt in seinen Sarg.
Das bunte Haar des Baumes flehte eine Bitte,
als es wehte auf die erde, die schien so karg


Und so erbarmte sich der Wind,
zeigte seine edle Gnade,
flüsterte eine Böe zu dem Kind,
die das Blatt ohne das ihm was schade,
hinfort beließ geschwind.

Nun trat es seine Reise an,
über tote Felder und kahle Wiesen,
durch kalte Nächte, vorbei an ander Bäume Stamm.
Es sah Menschen die wie Riesen,
ihre Blumen in den Häusern gießen.

Das Blatt, es dachte so für sich:
„Was haben diese Blumen das ich nicht hab?
Seht wie sie stehen auf der Menschen Tisch,
geborgen und geliebt, Tag für Tag,
wenn sie es bekommen wieso nicht ich?“



So war es überall,
in jeder Stadt, in jedem Dorf,
hatten schöne Blumen einen warmen Stall,
die anderen Blätter lagen schon im Torf.
Und das wandernde, weinte in stummen Schall.

„Wenn ich nicht kann ihre Liebe erfahren,
wozu dann noch auf Reisen gehen?
Oh Wind, willst du mir es nicht ersparen,
noch weiter das Glück der anderen zu sehen?“

Der Wind zeigte sich empört
und wehte das Blatt gegen ein Fenster.
Der Schmerz beim Aufprall das Blatt nicht hat gestört,
doch es glaubte, es sieht Gespenster.

Im Warmen Raum da stand,
eine Blume mit den schönsten Blättern,
und das eine dort am Fenster verstand,
manches Laub ist bei allen wettern
einfach zum sterben verdammt.

Informationen zum Gedicht: Das Blatt

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25.01.2013
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