Der Gefangene (Gedicht mit Geschichte)
Ein Gedicht von
jogdragoon
"Ich weiß, dass ich glaube !
Ihr glaubt, dass ihr wisst !
Ich vermisse die Freiheit, die ich mir erlaube !
Denn erlaubt ist nur die Freiheit, die die Zelle durchmisst!"
*
In einer Gefängniszelle saß ein Gefangener auf einem einfachen Stuhl, nachdenklich aus dem Fenster schauend.
Vor seiner Zelle langweilte sich ein Wärter und trat an die Tür und sagte:
„Na, hast Du gehört, der HSV hat gegen Werder Bremen 3 zu 2 gewonnen!“
„Ach Fußball! .. Brot und Spiele für das Volk“
„Interessierst Du Dich nicht für Fußball ?“
„Meine Interessen liegen vorzugsweise nicht im inszenierten Außen, vielmehr in der Wahrheit hinter den Dingen !“
„Welche Wahrheit sollte denn hinter 'Fußball' stehen ?“
„Fußball ist ein gesellschaftliches Ereignis, welches die negativen Energien, Wut und Zorn kompensieren soll, welche durch den täglichen Frust des Freiheitsentzuges auf jeden einzelnen wirken“
„Welcher Freiheitsentzug ? Ich sehe hier nur einen, dem die Freiheit entzogen wurde !“
„Bemitleidenswert ist der Sklave, der meint, frei zu sein. Er läßt sich auch am besten kontrollieren. Diese Art von ‚Meinungfreiheit‘ ist dann auch erwünscht“
„Das sind ‚Rechtes Gedankengut’ und ‚Verschwörungstheorien’. Kein Wunder, dass Du in der Zelle sitzt und ich nicht!“
„Ja, die Spaltung der Gesellschaft ist schon sehr weit vorangeschritten. Links wird als Mitte definiert und die Mitte und Rechts als Rechtsextrem. Dabei ist der Ursprung von Rechts und Links äußerst banal, jedoch wichtig“
„Ich höre Dir nicht mehr zu!“
„Der Ursprung kommt aus dem englischen Parlament. Dort sitzen sich zwei Gruppierungen gegenüber: Rechts die, die sich für Beständigkeit und links die, die sich für Veränderung einsetzen“
„Ich höre nicht mehr zu“
„Wie ein Pendel schlug mal die Entscheidung nach links, für Veränderung und mal nach rechts, für Bestandsschutz. Weil sie sich ihre Argumente mehr oder minder emotional darlegten, konnte das gesellschaftliche System sich so langsam weiterentwickeln. Das Extrem von Links kann man als ‚Veränderungswut‘ und das Extrem von Rechts als ‚Stillstand‘ bezeichnen. Beides getrieben von Ablehnung und Bekämpfung anderer Meinungen mit Lügen, Ignoranz, physischer und psychischer Gewalt“
„Das interessiert mich alles nicht!“
„In den letzten Jahren wurden die Begriffe ins unkenntliche verzerrt. Rechts ist jetzt alles, das nicht die Moral oder Meinungen, der über die Medien vorgegebenen Glaubenskonstrukte, papageienartig wiedergibt“
„Ich höre nicht zu!“
„Ihr seid getrieben von der Angst, nicht so zu sein, wie die Gesellschaft es akzeptiert. Deshalb wagt ihr nicht, dem zu widersprechen und belügt nicht nur andere, sondern auch Euch selbst!“
„Bla, bla, bla“
„In Eurer Selbstlüge zerstört ihr alles, was gut war, nur der Veränderung willen. Damit verbrennt ihr den Teppich, auf dem wir stehen und schaut angestrengt zum Himmel und kneift euch die Nase zu, damit ihr den Brand nicht seht und riecht. Falls ihr dann doch einmal heiße Füße bekommt, wird euch von den Medien erklärt, dass ‚Rechte‘ ein Feuer gelegt hätten“
„Und noch mehr Verschwörungsmüll!“
„Geh am besten nach Hause, schaue die Tagesschau und geniesse die Fußballnachrichten, nachdem Du mit Zerstörungs- Gewalt- und Gesellschaftspaltungsthemen auf Kurs nachgerichtet wurdest.“
„Das reicht! Ich gehe!“
Der Gefangene legte sich hin und schloß die Augen,
Allmählich legte sich ein leuchtendes Lächeln auf sein Gesicht.
Am Abend setzte sich der Wärter auf seine bequeme Couch und kam zur Ruhe. Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke, der ihn erschauern ließ.
Es war ein Gefühl, welches aus seinem Herz zu kommen schien und ihn verwirrte: Zweifel !
Dann schaute er die Nachrichten und die Zweifel verflogen.
© jogdragoon
Bibat ex me qui potest