Die tausendjährige Eiche

Ein Gedicht von Jasmin Pahlisch
Vor tausend Jahren an der Zahl
entschied ein Pflänzlein seine Wahl,
keimte und wuchs und wurzelt' fest,
doch all dieses ohne Hast.

Sie wurde groß, ein junger Baum,
erlebte alles wie im Traum,
die großen Weltgeschichten
und die kleinen dunklen oder lichten.

Da waren zwei Liebende unter jenem Pfade,
ritzten in die Rinde ein ewig liebend Herz,
doch sah der Baum auch großen Schmerz,
war als Galgen nicht zu schade.

Er sah den Bauern an seinem Pflug,
er sah den Dreißigjäh'gen Krieg
und vorher da sah er noch die Pest,
die rasch die Bevölkerung schrumpfen lässt.

Die Eiche war Zeuge der Revolution,
wurde Symbol einer ganzen Nation,
musste zwei Weltkriege erleben,
sowie die Judendeportation.

Die Teilung Deutschlands,
BRD, DDR, den Mauerbau,
die friedliche Revolution
erlebte diese Eiche ganz genau.

Doch nach ihrem tausendjährigen Leben
wurde zu groß das menschliche Streben.
Sie kamen mit lautem Getöse,
die Eiche fiel zum Opfer der Säge.

Informationen zum Gedicht: Die tausendjährige Eiche

807 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
20.01.2016
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige