Kistenmännle

Ein Gedicht von Janfried Seeburger
Das Kistenmännle war ein Vogt,
der seinerzeit im Honberg hockt.
Er war ein garstig böser Kauz,
und nützt‘ die Bauern schamlos aus.
Konnt‘ einer nicht den „Zehnten“ zahlen,
drohten Tod und Kerkerqualen.
Es schmorte dann der arme Wurm,
in einem dunklen Kerkerturm.
Nicht mit den Ärmsten dieser Armen,
hatte dieser Vogt Erbarmen.
Er ließ sie hungern bis zum Tod,
es kümmerte ihn keine Not.
Das Gold war für den Vogt nur wichtig,
ausplündern, stehlen, für ihn richtig.
Bis eines Tages so mußt‘ es kommen,
hat er seine Kist‘ mit Gold erklommen,
da fiel die Tür zum Schatzraum zu,
da war’s vorbei mit seiner Ruh‘,
verzweifelt schrie er „Bitte, helft mir doch!“
Denn er pfiff schon auf dem letzten Loch.
All sein Heulen, Schreien war vergebens,
es naht die letzte Stund‘ des Lebens.
Die schwere Tür‘ war innen ohne Schloss,
so viele Tränen er auch vergoss.
Jämmerlich, in der Kammer gut versteckt,
ist er auf seinem Gold verreckt.
Als Strafe für den bösen Mann,
musst er als Geist umgehen dann.
Solange bis es er sein Gold, freudig bereit,
verteilt hat an all die armen Leut‘.
Das ging sehr lange, weil ihn seinem Geiz,
war er auch als Geist dazu nicht bereit.
In verschiedener Gestalt zeigte er sich dann,
als Schelm, als Kauz, als alter Mann.
Er brauchte lang um alles zu verschenken,
denn in schlechtem Angedenken,
wollten die Menschen das „Sündgeld“ nicht,
von diesem alten bösen Wicht.
Er musste sehr lang‘ spuken und geistern,
erst nach Jahrhunderten konnte er es meistern,
und in Frieden von hinnen ziehen,
die armen Menschen, die vergaben ihm.
Er lebt im Fasching bis heut‘ in Tuttlingen
und wird sich damit ewig in Erinnerung bringen.

Janfried Seeburger 31.05.2014

Informationen zum Gedicht: Kistenmännle

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01.06.2014
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