Der Stadtbrand von Tuttlingen 1803

Ein Gedicht von Janfried Seeburger
Im Jahr 1803, niemand weiß genau wie er entstand,
wütet in Tuttlingen ein höllischer Brand,
am 01.11. nach 4:00 Uhr hört man lautes Geschrei:
„Feurio, Feurio!!“ und alles eilt schnell herbei.
Zu sehen ist es in der Nähe des unteren Donautor’s,
da lodern Rauch und prasselnde Flammen hervor.
Hat man dort ein Hausschwein geschlachtet,
und dabei nicht auf’s brennende Feuer geachtet?
Oder hat Nachbars Knecht, der elende Wicht,
voller Bosheit gezündelt mit einem Licht?
Der späte Hilferuf des Hausherrn war voller Tücken,
er konnte das Feuer nicht selber ersticken.
Kurze Zeit später tut‘s einen furchtbaren Knall,
brennende Trümmer fliegen nach überall.
Auf der Bühne des Hauses, zu allem Jammer,
war explodiert des Kaufmanns Pulverkammer.
Der kräftige Nordwind facht die Bruchstücke an,
so schnell, dass niemand sie mehr löschen kann.
Feuerreiter wurden schnell ausgesandt,
um Hilfe zu rufen aus dem ganzen Land.
Sie eilten so schnell wie möglich daher,
doch viel zu löschen gab es nicht mehr.
Bis sie ankamen, brannt‘ es schon überall,
sie konnten nur retten aus Haus und aus Stall.
Die ganze Not konnte so manchen nicht hindern,
aus den Häusern auch noch zu plündern.
Ein Dieb stahl sogar eine Kuh aus dem Stall,
man erwischte ihn damit erst im Ludwigstal.
Doch dann, der Turm des unteren Tores stürzt ein,
niemand kam jetzt mehr heraus oder herein.
Menschen und Tiere wollten hinaus ins Land,
andere kamen von draußen herein gerannt.
Furchtbares Gedränge, Rufen, Schreien, und Wut,
doch alles half nichts , das Stadttor war zu.
Jetzt traf es alle, die Reichen und Armen,
die Viecher im Stall schrien zum Gott erbarmen.
Das Wasser der Donau konnt‘ niemand erreichen,
so mussten die Helfer der Hitze schnell weichen.
Um halb acht ist die ganze Stadt voller Feuer,
es frisst alles auf, das furchtbare Ungeheuer.
Niemand kann jetzt mehr löschen in dieser Hitze,
aus den Flammen ragt nur des Kirchturm‘s Spitze.
Menschen, Tiere, Wagen drängen dem oberen Tor nun zu,
den bleibenden Rest verschlingt das Feuer im Nu.
In knapp 4 Stunden liegt die Stadt ganz in Trümmer,
und sie rauchen nach 4 Wochen noch immer.
Von der Kirche stand nur noch der Turm,
die Glocken zerschmolzen im Feuersturm.

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Auch zwei Menschen starben in den Flammen,
es war ein Wunder dass nicht noch mehr umkamen.
Untere Vorstadt und Wöhrden wurden verschont,
und nach dem Brand von vielen Opfern bewohnt.
2200 Menschen verloren das Dach überm Kopf,
kein Bett, keine Kleider, kein Teller, kein Topf.
Verbrannt auch Werkzeug und Wintervorrat,
viele retteten nur das, was man getragen hat.
In der ganzen Stadt herrscht nun große Not,
nichts ist mehr da, kein Korn mehr, kein Brot.
Das Futter der Tiere ist im Feuer verdorben,
kein Metzger, kein Bäck‘ die für Nahrung nun sorgen.
Ein schlauer Bäcker baute jedoch,
einen einfachen Backofen in einem Loch,
für diese Leistung wurd‘ er bekannt,
und fürderhin nur noch als „Lochbeck“ benannt.
Mit Mehl aus den Hilfen von allen Seiten,
konnte er so Brot für die Menschen bereiten.
Doch sehr viel Hilfe kam von allen Seiten,
alle wussten, wie nun die Tuttlinger leiden.
Der Kurfürst selbst ging als Beispiel voran,
er spendet viel Geld, und die Hilfe begann.
Selbst König Wilhelm I der schnell aus Paris,
eine große Spende an die Opfer überwies.
Aus Baden und Bayern, Frankfurt und Dresden,
auch die Schweiz hatte nicht zu spenden vergessen,
die ganzen Nachbargemeinden, fast alle Welt,
schickte nun Hilfe und auch viel Geld.
Doch groß war die Not trotz Hilfe noch immer,
es wohnten bis zu 12 Menschen in einem Zimmer,
kein Essen, keine Ställe, kein Futter für Tiere,
und bald stand der Winter vor der Türe.
Erst im Jahr 1817 war die Stadt neu erbaut,
keinen gab’s dem es nicht nachträglich graust.
Mit der Weihe der Kirche war der Aufbau vollbracht,
doch an den Stadtbrand wird noch bis heute gedacht.


Janfried Seeburger 08.09.2011

Informationen zum Gedicht: Der Stadtbrand von Tuttlingen 1803

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05.12.2012
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