Wintermorgen am Meer

Ein Gedicht von Ingrid Spiller
Fahles Morgenlicht
Raureif glitzert
auf Dächern und Strand
klarer Himmel
türkiskühl
Möwenpfeile schnellen vorbei
vertreiben die Schatten der Nacht
und erfüllen mein Herz
mit Vorfreude
auf einen sonnigen Tag -

zufrieden schlummere ich noch einmal ein

Ein Tuten reißt mich
aus meinen Träumen
ich stürze ans Fenster
wo ist die Sonne geblieben
Wolkenbänke türmen sich
rings am Horizont
schwellen an
steigen auf
haben schon die Sonne verschlungen
aber die wehrt sich
ringt noch um Vormacht
umsäumt die Wolken
mit silbernem Band
und schüttet Licht aus am Strand
doch nicht lange
nasskalte Schwaden schweben heran
verschlucken Häuser und Schiffe am Hafen
nur der Kirchturm trotzt schemenhaft noch
dem alles verschlingenden Nebel

wie zum Trost
bleibt genau über mir
ein winziger Fetzen blauer Himmel
und erinnert daran
dass noch vor einer Stunde
alles ganz anders war -

und unaufhörlich
tuten die Nebelhörner


© Ingrid Spiller Warnemünde 1997

Informationen zum Gedicht: Wintermorgen am Meer

1.155 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,0 von 5 Sternen)
2
12.02.2014
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige