Unentdeckter Märchenschatz

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
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Es war einmal ein uraltes Märchenbuch,
das fristete ein vergessenes Dasein,
fest umwickelt mit einem samtigen Tuch,
auf dem Dachboden in nem goldenen Schrein.
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Dort fühlte es sich lebendig begraben,
verwünschte zutiefst den unseligen Ort,
beneidete alle, wie wirklich starben,
hier war es zwar da, zugleich „unsichtbar“, fort.
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Betrübt war, s über verlorene Zeiten,
wie Ebbe und Flut kamen sie und gingen
„unbelesen“ sie an ihm vorbeieilten,
im Meer der Zeit Chancen im Nichts vergingen.
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Den Kindern könnte es Weisheiten lehren,
weil in ihm Gutes über das Böse siegt
und Hoffnungslose zum Glauben bekehren
an eine Welt, in der man die Liebe liebt.
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Irgendwann im Krieg zerfiel sein Märchenreich,
das von den Lebenden kein Mensch mehr kannte,
Märchen wurden vernichtet auf einen Streich
als das Buch im Bombenhagel verbrannte.

Informationen zum Gedicht: Unentdeckter Märchenschatz

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20.07.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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