Schicksal eines Teppichbodens

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
Der alte Veloursteppichboden
- Fabrikat der 80er Moden -
hat schon bessere Tage gesehn,
war in jungen Jahren leuchtend schön,
doch bald wird er vor die Hunde gehn
sein Alter ist nicht zu übersehn,
er ist versifft, mehr grau als hellblau,
um ihn kümmert sich nun keine Sau -
er hat sein Schickal nicht selbst gewählt,
lange genug wude er gequält,
wurde nur mit Füßen getreten,
er guckt traurig und höchst betreten,
inzwischen kein Hahn mehr nach ihm kräht
mit Brandflecken ist er übersät,
zudem hinterließ Rotwein Spuren
und schädigte seine Texturen,
auch Hinterlassenschaften flossen,
die sich aus Haustieren ergossen -
Katzen wetzten an ihm die Krallen
- hatte ihm schon immer missfallen -
Straßenschuhe hinterließen Dreck,
schlammiger Schmutz ging nie restlos weg,
obwohl man sein Velours traktierte,
mit Essigsäure attackierte,
Reinigungsmittel einmassierte,
aber was daraufhin passierte
war eine Steigerung seiner Qual,
doch das war allen schnurzpiepegal
er ist nur noch zutiefst bekümmert,
man sich gar nicht mehr um ihn kümmert,
keine Bürste kriegt er zu spüren,
nie mehr wird man über ihn führen
den Staubsauger mit hoher Saugkraft,
der Teppichboden - völlig geschafft -
fühlt sich misshandelt und ausgenutzt,
vor allem, weil man ihn nicht mehr putzt,
bald ist er aus dem Boden gefräst,
der Staub des Todes ihn dann "umbläst".

Informationen zum Gedicht: Schicksal eines Teppichbodens

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13.02.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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