Missglückte Dichtkunst eines Schneiderlehrlings

Mit spitzem Griffel verfasst er
über seine Kunden Spottverse,
triggert sie mit Sticheleien,
drückt emotionale Knöpfe,
bis sie sich derart empören,
dass sie aus dem Anzug fahren,
worüber er sich diebisch freut.
Mit „maßgeschneidertem“ Hohn
zielt er liebend gern unter
die Gürtellinie der Kunden.
Angespannte Nervenkostüme,
bereits recht fadenscheinig,
werden einer Zerreißprobe unterzogen.
Zeigt das Ego der Kunden erste Risse,
flickt er ihnen erst recht am Zeug
und schneidet ihre Ehre ab.
Unterm Deckmantel der
Verschwiegenheit verbirgt sich
die Scham seiner Kunden.

„Verflixt und zugenäht!“
sagen sie sich letztlich und treten
den emotionalen Rückzug an.

-Der Dichter ist aus dem Schneider -