Kleiner Tyrann "Gernegroß"

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Fiktion -

-Was soll nur aus dem Jungen werden? –

Er will seinen Willen immer durchsetzen,
falls erforderlich, mit brachialer Gewalt.
Seine Mutter hat bei ihm nichts zu melden,
muss sich seinem Willen beugen und
sich widerspruchslos unterordnen.
Zeigt sie Anzeichen von Ungehorsam,
weist er sie in aller Härte zurecht,
spuckt sie an, tritt, boxt, schlägt nach ihr,
reißt an ihren Haaren, zerkratzt ihr Gesicht.
Er stößt mit geballter Faust Drohungen aus
und schreit sie in Grund und Boden.
Wer hier das Sagen hat, ist unüberhörbar.
Sie scheint vor ihrem Sohn Angst zu haben,
gibt sofort klein bei, zeigt sich unterwürfig,
ob seiner grenzenlosen „Machtfülle“.
Urplötzlich fällt er alte Frauen an,
schaut sie mit verächtlichem Blick an,
sein Gesicht wird zur hasserfüllten Fratze.
Ruckartig zerrt er an ihren Taschen,
um diese mit Gewalt an sich zu reißen.
Was ihm gefällt, will er sofort haben,
stiehlt es ohne Rücksicht auf Verluste,
„enteignet“ Bestohlene ohne Scham und Reue.
Geht seine Mutter dazwischen,
um ihm vom Diebstahl abzuhalten,
wird sie vor aller Augen von ihm verprügelt.
Beschwichtigend hebt sie die Hände,
getraut sich nicht, den Sohn zurechtzuweisen,
nimmt sein Fehlverhalten billigend in Kauf,
auch wenn andere sich darüber mokieren
und ungläubig den Kopf schütteln.

Informationen zum Gedicht: Kleiner Tyrann "Gernegroß"

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28.05.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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