Dichter ohne Fehl und Tadel

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
-Fiktion -
-1-
Auf dem Gebiet der Poesie
ist der sprachgewaltige Wortkünstler
unschlagbar und unangreifbar,
wie ein Fels in der Brandung.
-2-
Keiner kann diesem Giganten
der Kunst das Wasser reichen,
kein Literaturkritiker konnte
ihm bisher ans Zeug flicken.
-3-
Seine Verse, astrein gedichtet
und von glänzender Qualität,
wirken wie „vergoldet“ von
den Küssen seiner Musen.
-4-
Er seziert die Komponenten
der Gedichte anderer Poeten,
erstellt mit kritischem Kennerblick
„Röntgenbilder“ fremder Dichtkunst.
-5-
Mit messerscharfem Verstand,
liefert er lupenreine Analysen,
entdeckt den Leim in Reimen,
Worte, von denen Schleim tropft.
-6-
Mit detektivischer Sicherheit
spürt er Ungereimtheiten auf,
sprachliche Stolpersteine
und rhythmische „Fehltritte“.
-7-
Ungehobelte Ausdrucksweisen
und schmalzige Darstellungen
sind ihm, dem Ästheten
der Sprachkunst, ein Gräuel.
-8-
Seine Verse sind durchtränkt
von universellen Weisheiten,
die aus tiefsten Seelengrund
unaufhörlich hervorquellen.
-9-
Er fühlt sich dazu berufen,
„unterbelichteten“ Dichtern
das Licht der Erkenntnis
direkt vor Augen zu führen.
-10-
Dabei gleitet er gelegentlich
ab ins Oberlehrerhafte
und geht mit Verseschmieden
ein wenig zu hart ins Gericht.
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Die künstlerische Grandiosität
des hochangesehenen Poeten
und Literaturkritikers ist legendär,
beschert ihm triumphale Erfolge.
-12-
In der Literaturwelt leuchtet er
wie ein Stern am Dichterhimmel,
Werke anderer Poeten verblassen
in dem Glanz, erscheinen nichtssagend.

Informationen zum Gedicht: Dichter ohne Fehl und Tadel

7 mal gelesen
04.09.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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