"Bestechendes" Open-Air-Konzert für Klavier und Geige

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Fiktion -
-1-
Die Schwüle des Tages sich langsam verzieht,
am Firmament man erste Sterne sieht
ein Pianist im Frack die Bühne betritt,
etliche Konzerte er schon bestritt,
aber nie zuvor unter freiem Himmel,
von ferne hört man Glockengebimmel.
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Zuhörer sind in großer Zahl erschienen,
hie und da umschwirrt von Mücken, Bienen,
die wedelnden Händen geschickt ausweichen,
von Zeit zu Zeit die Flügel glattstreichen -
der Pianist rückt seine Fliege zurecht,
Ordnung muss sein, alles andre wär schlecht.
-3
Er hebt die Rockschöße, nimmt Platz am Klavier,
schließt die Augen, spürt der Zuhörer Neugier
daneben steht die Geigerin bereit,
um ihn zu begleiten - weinrot ist ihr Kleid -
"Mückentanz" - "Die wilde Biene" - "Hummelflug" -
sind zu Konzertbeginn mehr als genug.
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Die Vorstellung begint und nimmt ihren Lauf,
erste Mückenstiche nimmt er in Kauf
bald wird er von Mücken umschwärmt in Scharen
und attackiert - er könnt aus der Haut fahren -
sie haben es auf ihn abgesehen,
weil sie auf seinem After-Shave-Duft stehen.
-5-
Auch Bienen werden von dem Duft angelockt,
mental der Pianist die Störung abblockt
beißt die Zähne zusammen, gibt nicht auf
noch geling ihm ein perlender Klavierlauf -
scheinbar sind die Biester jetzt überall,
stets bereit zu einem neuen Überfall.
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Juckende Pusteln werden immer mehr,
das Kratzen zu unterlassen fällt ihm schwer
um seinen Kopf Bienen summen, brummen -
plötzlich Klavier und Geige verstummen,
er und die Geigerin nehmen Reißaus,
nachsichtige Zuhörer spenden Applaus.

Informationen zum Gedicht: "Bestechendes" Open-Air-Konzert für Klavier und Geige

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01.09.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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