Der Abschied

Ein Gedicht von Horst Hesche
Mario Eijs * gewidmet.

Dem Schicksal ist es zu zuschreiben.
Kein Mensch ist immer schuld daran.
Es wird uns unergründlich bleiben,
wieso die Krankheit siegen kann.
So ist es Mario ergangen.
Er war in seiner Welt gefangen.
Ein guter, lieber Mensch.

Er mochte Tiere, half sie pflegen.
Viel Dankbarkeit kam stets zurück.
Die Tierwelt war für ihn ein Segen,
sie gab ihm Freude und viel Glück.
Sehr traurig nur! Ein Leiden hat's geschafft,
es nahm ihm bald die letzte Lebenskraft.
Sein größter Wunsch – nochmal ein Wiedersehn.

Er wurde durch den Zoo gefahren.
Die Tiere wandten sich ihm zu.
Erschütternd – herzlich das Gebaren.
Kein Laut durchbrach die Abschiedsruh.
Es war das letzte Mal!
Eine Giraffe neigte sich hernieder.
Sie stupste ihn gar mehrmals wieder.
War es vielleicht ein Abschiedskuss?
Als ob sie spürte, dass es das Ende war.

*) Mario Eijs war durch eine geistige Behinderung beeinträchtigt. Er erhielt die Möglichkeit ehrenamtlich im Diergarde Blijdarp Zoo in Rotterdam als Tierpfleger zu arbeiten. In den 25 Jahren sind ihm die Tiere ans Herz gewachsen. Mit 54 Jahren erkrankte er an Krebs. Sein letzter Wunsch war, sich von seinen Freunden im Zoo zu verabschieden. Sie haben ihn, wenn auch im Krankenbett, erkannt und sich würdevoll von ihm verabschiedet.

Informationen zum Gedicht: Der Abschied

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20.04.2014
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Hesche) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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