Würde ...

Ein Gedicht von Horst Fleitmann
Ein Mensch, hat das eigne Antlitz beschaut.
Im Spiegel, bei Licht, intensiv,
Ihm zeigten sich Dinge, es hat ihn gegraut.
Nun taten sich sehr viele Abgründe auf.
Der Schock der Erkenntnis saß tief.

Das schüttere Haar, sehr dünn und fast weiß,
die Augen, zu schmal an den Rändern.
Die Stirn lag in Falten, es wurde ihm heiß.
Entwickelte er sich zum alternden Greis?
Der Mensch dachte, das muss sich ändern.

Ihm kam die Idee, wie man jünger sich macht,
plante die Retusche, durchs Messer.
Checkt Websites für Schönheit, schlief kaum eine Nacht,
sah Fotos von Menschen, davor und danach
und sagt sich, "nun mach's", dann wird's besser.

"Die Stirn nur alleine? Das lohnt sich doch nicht!"
Der Arzt in der Klinik, weiß schon, was er will.
"Wir puschen bei Ihnen das ganze Gesicht,
auch Ohren und Lippen, vergessen wir nicht."
Die Freude? Verhalten. Der Mensch wurde still.

Er stand, vor dem Eingriff, noch in der Natur
und sah einen sehr majestätischen Baum,
der hatte nie eine Verjüngerungskur,
war überaus alt, doch, die Schönheit wohl pur.
Er strahlte durch's Alter. Durch Botox wohl kaum.

Der Mensch nahm den Baum sich als Vorbild dann,
stellte den Verjüngungswunsch ein.
Sah sich nun mit anderen Augen an,
behielt die Würde, im Alter, fortan.
Zufrieden mit sich, fuhr er Heim.

Informationen zum Gedicht: Würde ...

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29.12.2016
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