Einschlafhilfe ...

Ein Gedicht von Horst Fleitmann
Ein Mensch liegt wach, die halbe Nacht,
findet bei Vollmond nicht zur Ruh,
ruft dann herbei sich Schaf für Schaf,
aus der Verwandtschaft immerzu.

Die Schafe sind, aus früh'ren Jahren,
sehr viele Menschen, jung und alt
die, weil gestorben, schon gefahren
zu ihren vielen Ahnen halt,

die diesen letzten aller Gänge
den wir ja alle einmal geh'n
beschritten einst in ganzer Länge
um ihre Vorfahren zu seh'n.

Die Freude dann, auf den Empfang
im freundlich hellen Totenreich
nutzt dieser Mensch schon lebenslang
um einzuschlafen dann, sogleich.

So hat das Sterben einen Sinn,
denn wer partout nicht Schlafen kann,
der legt sich einfach ruhig hin
und zählt Gestorbne dann und wann.

Die Mehrheit derer, knapp zweihundert,
denkt sicher jedes Mal gequält
und überdies doch sehr verwundert,
warum der Mensch sie dauernd zählt.

© Horst Fleitmann, 2016

Informationen zum Gedicht: Einschlafhilfe ...

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18.10.2016
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