Erlkönig

Ein Gedicht von Hihö
(Parodie)


Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Bauer auf seinem Rind.
Er treibt das Rindvieh und das ist arm.
Dem Bauern friert – der Kuh ist warm.

"Mein Vieh, warum hast Angst du im Gesicht?"
"Siehst, Bauer, du den Wolf dort nicht?
Den großen Wolf mit dickem Schweif?"
"Du Rindvieh du, mir ist der Nacken steif."

"Du dickes Rind, gleich hab ich dich,
’ne Menge Fleisch wärst du für mich
und mit dem Leder, das vorhanden,
könnt sich dein Reiter warm gewanden."

"Bauer, Bauer! Hörst du’s denn nicht,
wovon der Fürchterliche spricht?"
"Sei ruhig und lauf, du blöde Kuh!
Renn schneller noch, sonst schlag ich zu!“

"Bauer, Bauer! Siehst du nicht dort
des Untiers Brüder an düstrem Ort?"
"Du schlappes Vieh, ich seh's genau:
Nun wird’s Gesicht mir fahl und grau."

Dem Bauern graut es gar so sehr.
Das Wirtshaus erreicht er so nicht mehr.
Er schenkt dem Wolf die arme Kuh
und eilt zu Fuß dem Faßbier zu.

Noch hält er in der Hand die Rute,
dadurch entgeht er dem Wolf, der Gute.
Doch das Rindvieh, das ist tot.
Im Winter gibt’s jetzt nichts aufs Brot.


Copyright © da Hihö
1963

Informationen zum Gedicht: Erlkönig

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21.10.2023
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