Eine fremde Stadt

Ein Gedicht von Hihö
Sie tummeln sich herum.
Sie sehn nicht auf – sehn nicht um.
Sie hasten eilig und geschäftig.
Jeder scheint hier sehr beschäftigt.

Und blaß und finster. Alle sie!
(Er bleibt hier unbemerkt)
Dahergeströmt, zerfallen sie.
Er ist allein in all dem Treiben.
Schnell! – Er muß noch eine Karte schreiben:

„Hier angekommen bin ich gut!“
(Das ist ja wahr)
„Grandios ist, was hier sich tut.
Die Stadt, glaub mir, ist wunderschön!“
Dies schreibt er, ohne sie je gesehn!

Ins Kino geht’s, ins Stadtcafe!
Reißt staunend Mund und Augen auf; –
So hoher Preis! ... für selben Tee! – –
Bei pomphaft großen Leuchtreklamen
überstürzt sich alle, kennt keine Rahmen.

Er sieht vor Menschen, Menschen nicht.
Dumpf denkt er an zu Haus.
Zu viel wird’s ihm, es ist zu licht
und traurig sagt er sich: „Hier stürbe ich!
Die Stadt bleibt gleich groß ohne mich!“

Nun tut auch bei Ihm Eile not!
(Jetzt rennt auch er)
Er wartet nicht auf’s Abendrot.
er läuft und keucht, – irrt zwischen Häuser.
Am Platz im Heimwärts-Zug wird er erst leiser...


Copyright © da Hihö
1970

Informationen zum Gedicht: Eine fremde Stadt

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23.10.2023
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