Augenblick am Wegrand
            
            
                Ein Gedicht von 
Herbert Lindner
             
            
                kannst du manchmal dich erinnern  
     an die Birke grad im Wind und weiß,
     hoch im Feld, am Wegrand  
     gegen Baia Mare ?
     willst du manchmal rückwärts träumen :
     Septemberabend friedlich leuchtend,
     freundlich,  mild,
     fügte die Hände in einander und vom Feld
     sammelt er Stille ein,  Zufriedenheiten
     für die Seelen auf dem langen Weg
     der hier beginnt  …
am Wegesrand,  im Feld
     hinter dem Schlehenbusch,  stand eine Birke
     einsam,  stolz,  vergoldet schier
     vom letzten Sonnenstrahl der weiße Mantel
     und das regungslose Blatt
     verträumt im unbeirrten Lauf der Zeit  …
sah uns die Birke,  frage ich  -
     so,  wie wir ihr sind begegnet ?  
     und denkt sie manchmal noch an uns
     wie wir an den Septemberabend,  
     an Sonnenuntergang und Liebe denken
     allein im Feld und stumm,  am Wegesrand  
     nach Baia Mare ?  
ein aufrechter Stamm im Wind,
     in Sommerhitze und Novemberregen
     fügt Leben in einander und
     streut Frieden aus aufs Feld
     neben dem Schlehenbusch,  am Weg
     der hier zu Ende geht  …