Informationsflut

Ein Gedicht von Helmut A. Pätzold
Schon als Jäger oder Sammler
War der Mensch kein Tagvergammler.
Musste eifrig früh und spät
suchen wo das Wildschwein steht
und, wo in des Waldes Ecken,
Pilz und Beeren sich verstecken.
Schnell zurück zur Höhle eilen,
um den andren mitzuteilen,
wo den Schatz man finden kann.
So fing wohl das Sprechen an.
Später dann, als Ackerbauer,
machte man sich dadurch schlauer,
dass ein jeder mit viel Fleiß,
sagt, was der andere nicht weiß.
So entwickelte sich schon,
die erste Kommunikation!
Wohnt der Andre dicht beim Haus,
kam man meist mit Sprechen aus.
Um ferne Partner zu erreichen,
erfand der Mensch spezielle Zeichen,
schrieb dann auf ein Birkenblatt
was man sonst gesprochen hat.
Die Nachricht lief: Nord-Süd-West-Ost,
erst mit Kurier, dann mit der Post.
Der Schriftverkehr stand hoch in Gunst,
Briefschreiben wurde gar zur Kunst.
Obwohl, die Post war ziemlich lahm,
die Antwort erst nach Wochen kam.
Mit Gänsekiel und feinem Sand,
hat man auf Papier gebannt,
was die Geliebte wissen sollte,
oder was man sagen wollte.
Nicht selten war, nach vielen Wochen,
die heiße Liebe schon zerbrochen.
Der Briefinhalt war meistens stiller,
als der von Goethe oder Schiller.
Vielfältig ist der Briefe Art,
der eine grob, der andre zart.
Der Mensch liegt sicher selten schief,
schreibt er einen Dankesbrief,
auch Abschiedsbriefe sind bekannt,
der Bettelbrief nimmt überhand.
Ein Mahnbrief schlägt uns auf den Magen,
der Freibrief lässt sich gut vertragen.
Erpresserbriefe gar es gibt,
der Liebesbrief ist sehr beliebt!
Zwar ist der Brief ein guter Brauch,
doch eine Karte tut es auch.
Seit der EMIL ist erfunden,
dauert es nur noch Sekunden,
bis man die Mitteilung erhält,
egal an welchem Punkt der Welt.
Das geht schnell, doch ohne Zweifel,
jedoch die Wärme ist beim Teifel!
Ein Brief ist meistens fein und nett,
das alles fehlt dem Internet.
Es zählt nun mal an diesem Ort,
das schnelle, nicht das warme Wort.
Heut gilt fast auf der ganzen Welt
Das kalte Schlagwort: Zeit ist Geld!
Es schlägt wohl bald die letzte Stunde,
für ein Gespräch in froher Runde.
E-Mail, der Tod für eine Sparte:
Briefsendung, Glückwunsch oder Karte.
Genau so furchtbar aller Orten,
sind Handy, i-Phone und Konsorten.
In Zukunft wird der Mensch geboren,
mit Handy gleich an beiden Ohren.
Nicht oft sind die Gespräche wichtig,
meist sind sie wertlos nur und nichtig.
Wie weit das führt sei hier genannt:
Zwei haben Handys in der Hand
sie pressen es ans wunde Ohr,
und quatschen sich wer weiß, was vor
Sie sitzen beide, das ist stark,
auf gleicher Bank im gleichen Park.
Hier findet der Beweis nun statt,
dass man sich nichts zu sagen hat.
Vielleicht ist es noch nicht zu spät,
mal sehen, wie es weiter geht!

Informationen zum Gedicht: Informationsflut

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23.03.2016
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