Der Graue Star

Ein Gedicht von Helmut A. Pätzold
» Amsel, Drossel, Fink und Star,
und die ganze Vogelschar «
So sagt das Volkslied, brav und bieder,
Was verraten uns die Lieder?
Wer aus der Schar ist schuld daran,
dass man nicht gut sehen kann?
Es ist, wird bald dem Doktor klar,
der Grüne oder Graue Star.
Und stolz verkündet er sodann:
» Der Graue Star ist schuld daran. «
Glück gehabt, denn wie ihr wisst,
der Grüne Star der Böse ist.
Zaghaft frag ich den Doktor dann,
was man da wohl machen kann?
» Man entfernt die Linse fein,
und setzt eine neue ein.
Kleiner Schnitt und kleine Wunde,
das dauert keine halbe Stunde. «
Wird’s mit dem Sehen besser gehen?
Der Doktor sagt: » Wir werden sehen. «
Bei uns findet kein Austausch statt,
ich fuhr in eine andre Stadt!
Pünktlich stand ich dann am Tresen,
es war so um halb acht gewesen.
Die Schwester sagte freundlich dann:
» So gegen 1 Uhr sind Sie dran. «
Also übt man sich in Geduld,
wer explodiert ist selber schuld!
Man schätzt wohl einen guten Tropfen,
auch das Gebräu aus Malz und Hopfen,
die Tropfen, die ins Auge gleiten,
sollen den Eingriff vorbereiten.
Der Augenzustand wird gemessen,
die Brillen werden nicht vergessen,
damit der Doktor später dann,
seine Entscheidung treffen kann.
So zieht sich hin die Prozedur
und es belehrt ein Blick zur Uhr,
die Zeiger weisen, ei der Daus,
weit über Mittag schon hinaus.
Man hat Geduld und irgendwann,
ruft jemand meinen Namen dann.
Der Doc erklärt mit sanftem Wort:
» Ich nehme hier die Linse fort,
dann setz ich eine neue ein,
justiere sie geschickt und fein.
Ist alles reibungslos geschehen,
werden Sie wie ein Falke sehen. «
Dann sagt der Doc, eh ich’s gedacht:
» Sie haben sehr gut mitgemacht. «
Ich mitgemacht? Ich lag nur still.
Das ist es, was der Doktor will.
Es geht nicht gut, wenn einer tobt,
deshalb hat mich der Doc gelobt!
Ich will nicht toben, weit entfernt,
stillhalten hat man ja gelernt.
Denn mit beinahe 80 Jahren,
hat man manches schon erfahren!
Anschließend wird man, kaum zu fassen,
freundlich als Pirat entlassen.
Zwar nicht in schwarz, wie allbekannt,
wir traben weiß beschützt durchs Land.
Am nächsten Tag, beim Heimatdoc,
steht man ein wenig unter Schock.
Als er die Klappe abgenommen,
schweben wir in tausend Wonnen.
Man sieht die Welt nun wunderbar,
viel schärfer, als sie vorher war.
Erblickt nun leider, das ist wahr,
die Spinnweb und das Hundehaar,
die man vordem nicht gesehen,
bevor der Eingriff ist geschehen.
Dass man sie sieht ist wunderbar,
OP geglückt - Hallelujah!
Was bleibt noch dem gesunden Kranken?
Zuerst mal allen Doc’s zu danken.
Die Namen nenne ich hier nicht,
bei Ärzten gilt die Schweigepflicht!
Doch Eines darf ich nicht verhehlen,
Ich kann sie wirklich nur empfehlen.
Man hätte vorher kaum gedacht,
was Ärztekunst so möglich macht.
Das Kinderlied kriegt neuen Sinn,
der Graue Star ist nicht mehr drin!

Informationen zum Gedicht: Der Graue Star

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28.03.2016
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