Ungeliebte Schwiegermütter

Ein Gedicht von Heinz Säring
'ne dreiviertel Stunde steht sie nun schon hier,
da öffnet der Schwiegersohn endlich die Tür:
"Ach Schwiegermamachen, man sieht sich so selten.
Da stehst du im Regen, du wirst dich erkälten!
Das hält doch die beste Gesundheit nicht aus -
bei diesem Scheißwetter - geh lieber nach Haus!"

Die Schwiegermama herrscht allein im Revier,
seit fünf bis sechs Tagen ist sie nun schon hier.
Schon lang 'ne Trompete möcht Fritzchen, der Kleine.
Der Papa spricht: "Morgen, Fritz, kaufen wir eine!"

Er kommt auf den Parkplatz, das Auto ist weg.
"Ach", sagt sein Kollege, "das ist ja ein Schreck!"
"Gestohl'n mein Mercedes! Ein Trost immerhin -
die Schwiegermama saß und schlief hintendrin!"

Die Schwiegermama wurde heute begraben,
der Himmel ist grau und es krächzen die Raben.
Am Hauseingang fällt auf den Kopf ihm ein Stein.
"Die Alte, die scheint ja schon oben zu sein!"

Informationen zum Gedicht: Ungeliebte Schwiegermütter

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07.08.2011
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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