Peinlich, peinlich!

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Schulrat, Herr Wilhelm Ambrosius May,
der wohnte vor kurzem dem Unterricht bei.
Er setzte sich ganz auf die hintere Bank
mit Herrn Assistenten Eusebius Blank.
Es ist gegen Ende des Schuljahrs gewesen,
es ging in der Stunde um Schreiben und Lesen.

Das Fritzchen, der saß auf der vorletzten Bank,
genau vor Herrn May und dem andern, Herrn Blank.
Die Lehrerin schrieb an die Tafel was an,
damit es ein Schüler dann vorlesen kann.
Man wartet geduldig, es herrscht große Stille,
Herr Schulrat rückt sichtlich nervös an der Brille.

Bis sich nach Minuten das Fritzchen erhebt,
er strahlte vor Stolz, seine Stimme, sie bebt,
er "las von der Tafel" vor Gästen und Kindern:
"Die Lehrerin hat einen knackigen Hintern!" -----
Die Lehrerin stutzt: "Fritz, da musst du noch üben, -
das habe ich nicht an die Tafel geschrieben!"

Dem Fritzchen, dem wird jetzt die Sache zu dumm,
er dreht sich empört zu dem Schulrat herum:
"Ich frag mich, wieso Sie sich Studienrat nennen,
wenn Sie nicht mal richtig was ablesen können!
Und, wenn Sie schon selber nichts Richtiges wissen,
da finde ich das ganz besonders beschissen,
dass Sie mir hier auch noch falsch vorsagen müssen!"

Informationen zum Gedicht: Peinlich, peinlich!

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12.10.2011
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