Geschüttelte Leidenschaften

Ein Gedicht von Heinz Säring
Als wir zusammen gingen, sahn
bald alle, dass ich singen kann.
Sie sprach zu mir: "Mein Sängerlein,
er könnte etwas länger sein, -
dein schöner neuer Leiterwagen",
dieweil die Höfe weiter lagen.

Weil alle Blumen welken müssen,
wollt' sie's schon früh beim Melkenwissen:
"Hast du auch einen Futterpass,
und baust du mir ein Butterfass?
Und steht auf Seppl hinter Maid
nicht doch bloß eine Minderheit?"

Die Sennerin war nimmer zahm,
als sie ihn mit aufs Zimmer nahm,
schnallt Körbchen ab mit runder Ecke,
und liftet ihre Unterröcke.
Sie liebt an ihm das starke Fell,
und er an ihr das Fahrgestell.

----------------------

Einst waren wir im Heine-Bad, -
ach was sie doch für Beine hat!
Und wenn ich ihre Beine küsse,
dann fleht sie: "Bitte keine Bisse!
Wie ich vor Sehnsucht leide, Hagen,
seit wir dort in der Heide lagen!

Und hinter der Holunderwand,
das war ja wie im Wunderland!
Ich dachte, dass ichs munter wag',
weil ich ja solche Wunder mag.
Ich glaub seit diesem Mainachts-Wahn
schon wieder an den Weihnachtsmann!"

Informationen zum Gedicht: Geschüttelte Leidenschaften

1.744 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
11.07.2011
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige