Die armen Esel

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Reinhard, der kauft von 'nem Bauern 'nen Esel,
er zahlte an diesen sofort 100 Mark.
Er findet den Preis für sich selber recht stark . . .
"Ich liefere ihn morgen Mittag nach Hösel."

Er kommt: "Ach, der Esel, den du hast erworben,
der ist überraschend heut Morgen verstorben!
Es tut mir so leid, doch du hattest kein Glück!"
Der Reinhard verlangt nun den Geldpreis zurück.

"Ich habe kein Geld mehr, ich war so in Not . . ."
"Dann will ich den Esel, ob lebend, ob tot!"
Der Bauer: "Du kriegst ihn, doch find ichs zum Lachen, -
was willst du damit?" "Wart es ab, lass mich machen!"

Man trifft sich nach Wochen, der Bauer der lacht:
"Was hast du denn nun mit dem Esel gemacht?"
"Der Esel, dass tot, hat ja niemand geahnt,
Er "schlief" in dem Käfig, - ich hab gut geplant.

Ich konnt' über 800 Lose verkaufen,
die Leute, sie kamen in Massen gelaufen.
Das Los für 2 Mark wurde gerne genommen, -
Wie kann man so leicht einen Esel bekommen?

"Ja hat sich denn keiner von denen beschwert?"
"Es muss ja nicht sein, dass es einer erfährt,
ne Niete? Naja, der Versuch war es wert.
Nur der , der gewinnt, denkt, das ist nicht verkehrt!

Denn einer, der hat ja das "Glückslos" erworben, -
dem sagt' ich, der Esel sei grade gestorben.
Ich hab vom Gewinn einen Teil ihm gegeben, -
nun können wir beide ein Stück davon leben.

Man muss halt Geschäfte nur richtig gestalten,
er hat mir versprochen, die Schnauze zu halten.
Du siehst, man musst' alles nur richtig verwalten,
dass lebende Esel den toten bezahlten."

Informationen zum Gedicht: Die armen Esel

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01.11.2011
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