Trug

Ein Gedicht von Hans Josef Rommerskirchen
Müsst ich mich hier selbst beschreiben,
so würde ich wie folgt verbleiben.
Nun mein betragen ist gewöhnlich,
doch recht gut denk ich persönlich.
Von der Figur her würd ich sagen,
gäbe es auch nichts zu klagen.
Auch die haut wie sag ichs bloß,
die ist einfach makellos,
und mit Wonne wunderbar,
Kämme ich noch durchs volle Haar.
Kein graues Haar ist zu entdecken,
und auch noch nicht Geheimrats ecken.
Ach so würd ich gern mich sehen,
würde ich vorm Spiegel stehen,
denn lass ich all die Lügen raus,
so sieht es eher traurig aus.
Denn gäbe es, da keine lügen,
und würd ich mich nicht selbst betrügen.
So wäre bei rechtem Licht betrachtet,
wenn man die Wahrheit nicht verachtet,
eher doch so ists derweil,
nämlich glatt das Gegenteil.
Doch es ist so selten nicht,
das selbst man sich dabei erwischt,
das der Schein doch wirklich trügt,
am end' man sich doch selbst belügt.

Informationen zum Gedicht: Trug

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18.12.2011
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