12 Fragen

Ein Gedicht von Gerhard Feil
1. Ist es nicht seltsam,
... dass wir vom Glück glauben,
wir hätten es verdient,
aber vom Unglück denken,
es wäre nicht gerecht?


2. Ist es nicht seltsam,
... dass Erfahrungen, die wir vergessen wollen,
uns am längsten in Erinnerung bleiben,
aber Momente, die wir festhalten möchten,
so schnell an Deutlichkeit verlieren?


3. Ist es nicht seltsam,
... dass wir darauf bestehen,
für eine Sache kämpfen zu dürfen,
es aber als lästig empfinden,
um etwas kämpfen zu müssen?


4. Ist es nicht seltsam,
... dass wir in guten Zeiten
so voller Optimismus sind,
in schlechten Zeiten uns aber
jegliche Zuversicht fehlt?


5. Ist es nicht seltsam,
... dass das Gegenteil von Liebe
die Gleichgültigkeit ist,
das Gegenteil der Gleichgültigkeit
aber auch der Hass sein kann?


6. Ist es nicht seltsam,
... dass wir ein Leben lang
das Glück in der Liebe suchen,
anstatt das Leben zu lieben
und darin unser Glück zu finden?


7 Ist es nicht seltsam,
... dass Freudentränen genauso schmecken
wie die aus Schmerz und Kummer,
sie unserem Leben aber einen völlig
anderen Geschmack verleihen?


8. Ist es nicht seltsam,
... dass wir es genießen,
wenn wir alleine sein können,
aber daran verzweifeln,
wenn wir alleine sein müssen


9. Ist es nicht seltsam,
... dass wir von angenehmen Dingen
nie genug bekommen können,
aber beim Unangenehmen
sofort die Grenze erreicht ist?


10. Ist es nicht seltsam,
... dass ALLES gegeben zu haben
immer noch zu wenig sein kann,
und NICHTS zu bekommen
einem irgendwann zu viel wird?


11. Ist es nicht seltsam,
... dass wir viele Dinge erst richtig sehen,
wenn wir unsere Augen verschließen,
und manchmal ein dunkler Schatten
etwas erst ins rechte Licht rückt?


12. Ist es nicht seltsam,
... dass man etwas finden kann
ohne danach gesucht zu haben,
und dass all diese Fragen
eigentlich auch Antworten sind?

© Gerhard Feil, www.gegge.de

Informationen zum Gedicht: 12 Fragen

3.323 mal gelesen
(27 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,9 von 5 Sternen)
1
26.08.2012
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Gerhard Feil) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige