Urnengang

Ein Gedicht von Friedrich Graf
Willst du dich selbstbestimmend quälen,
dann gehe demokratisch wählen.

Du schreitest mit entschlossener Miene
mit Wahlschein in die Wahlkabine.
Vor dem begehrten Kreuzchen schmieren,
lässt du nochmals Revue passieren:

Wie war das in den letzten Wochen?
Was wurde alles da versprochen.
„Wählt uns! Wir hau`n die Steuern runter
und zünden neu ein Wirtschaftswunder!“

„Wählt uns, damit es besser werde,
ansonsten geht zu Grund die Erde!“
„Wir kämpfen für gerechte Löhne
und verbieten schrille Töne!“

„Wir killen NSA-Trojaner
und stellen ein mehr Eisenbahner!“
„Mit uns macht`s Kinder kriegen Spaß,
denn wer eins kriegt, bekommt etwas!“

„Wir schaffen ab das Euro-Geld
und stiften Frieden in der Welt!“
„Wir kreieren Schwung und Mut,
mit uns geht`s Rentnern wieder gut!“

Mit Medien, Flyern und Plakaten
wird jedem Bürger angeraten:
Du musst uns deine Stimme geben,
sonst schmilzt dahin dein Wohlstandsleben.

„Wir bauen ab den Schuldenhaufen!“
„Wir sind für`s kontrollierte Saufen!“
„Wir fordern Wachstum für die Zwerge,
und für die Jogger flache Berge!“

„Wir fördern das Genie im Kinde!“
„Wir treten ein für freie Winde!“
„Wer es will, der möge rasen,
drum sind wir für mehr breite Straßen!“. . . .

Das alles baut sich auf im Geiste.- - - -
Du stützt dich auf die Wahltischleiste
und ahnst am Ziel des Votum-Festes:
Alle wollen nur dein Bestes!

Drauf schließt du kurz die Augen zu
und träumst von einem süßen Schnäuzchen,
dann krixelst du in aller Ruh
hin das heißbegehrte Kreuzchen. - -

Das war`s. Als guter Demokrat
standst du als Wähler brav parat - - -,
und bist gespannt bis auf die Knochen,
ob das auch wahr wird, was versprochen.

(© Friedrich Graf)

Informationen zum Gedicht: Urnengang

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07.09.2013
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Friedrich Graf) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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