Auf der Lästerbank

Ein Gedicht von Ewald Patz
Ich sitz `im Licht der Sonne
entspannt bei einem Bier -
beobachte die Straße,
was gibt es denn so hier?

Es kommt vorbeigeschlendert
ein Paar im Partnerlook,
ich finde das ist kitschig
und hätt`darauf kein Bock.

Ne elegante Dame
marschiert vorbei im Trapp,
in einer strammen Bluse,
ich glaub`, die trägt Push up.

Dann kommt ein alter Knabe,
zu Fuß und schiebt sein Rad.
Ich seh`den Hinterreifen
und der ist völlig platt.

Im Dirndl eine Dame,
sehr anmutig und fein,
schreitet ganz stolz vorüber,
die muss aus Bayern sein.

Im Maßanzug aus Seide,
gepflegt schreitet daher,
ein Herr im besten Alter,
vielleicht ein Millionär.

Dann kommt meine Verfloss`ne -
war lang mit ihr liiert,
mit ihrem neuen Macker
ganz flott vorbei marschiert.

Doch durch die Sonnenbrille
ist mein Gesicht versteckt,
sie hat mich nicht gesehen,
doch ich hab `sie entdeckt.

Dann kommt mit einer Kette
aus Gold um seinen Hals,
ein Zuhälter vom Hafen-
vermut`ich jedenfalls.

Und neben ihm die Dame,
die wird ihm hörig sein.
Es ist `ne wahre Schönheit,
die bringt bestimmt was ein.

Am Krückstock kommt gehumpelt,
mühsam und ganz allein,
ein junger Mann mit Gipsbein -
es wird gebrochen sein.

Es kommt mit `ner Orthese
an ihrer rechten Hand,
ne Dame aus dem Kaufhaus,
die ist mir sehr bekannt.

Dann kommen Muskelmänner,
die Arme tätowiert,
mit Glatze aber Vollbart
wird kräftig imponiert.

Zwei junge Männer nahen,
in Anzügen - piekfein,
das Müssen Missionare
von den Mormonen sein.

Ein Mann kommt angewackelt,
der sieht missmutig drein,
der wird- meine Vermutung,
wohl knapp bei Kasse sein.

Es kommt ein Kerl im Zickzack,
mit einer Flasche Wein,
die Straße lang getorkelt,
das muss ein Penner sein.

Mit Nordic- Walking Stöcken
kommt einer anmarschiert,
dass die schon lange out sind,
hat er wohl nicht kapiert.

Ein Pärchen kommt gegangen,
sie groß und er sehr klein,
das ist sehr ungewöhnlich,
kann das harmonisch sein?

Mit einer Schlägermütze
rennt jemand fllott davon-
trägt `ne karierte Jacke-
sieht aus wie Knatterton.

Dann seh`ich mit Entsetzen
ein Fräulein- furchtbar dick,
im Mund `ne Zigarette,
die finde ich nicht schick.

Es kommt mit `nem Rolator
ein Mütterchen daher.
Sie kommt nur mühsam vorwärts-
das Laufen fällt ihr schwer.

Dann kommt im hellen Anzug
lässig ein Mann von Welt,
im Knopfloch eine Nelke-
vermutlich Frauenheld.

Ich seh`den Straßensänger,
der singt gar nicht so schlecht,
ich glaube mit den Spenden
kommt er ganz gut zurecht.

Dann kommt `ne Frau geschritten,
sehr schön, gepflegt und schick-
versuch`sie anzulächeln-
sie lächelt nicht zurück.

Ein Mädchen kommt mit Hündchen
in ziemlich flottem Schritt,
jedoch der kleine Dackel,
der will nicht richtig mit.

Ich achte auf die Füße-
seh`keinen Lederschuh.
Ich sehe voller Staunen
nur Sneakers immerzu.

Es gibt so viel zu sehen-
langweilig wird es nie,
man braucht nur off`ne Augen
und etwas Fantasie.

Informationen zum Gedicht: Auf der Lästerbank

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27.09.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ewald Patz) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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