Des Jünglings Wagnis

Ein Gedicht von Detlef Maischak
Wer wagt sich in den tiefen Schlund
Als Bote aus dem Erdenzelt
Und kündet uns mit edlem Mund
Die Warheit dieser Unterwelt
Und aus dem wilden Menschenmeer
Tritt ein Jüngling nun hervor
Ehrfurcht zieht sich um ihn her
So will er durch das Höllentor

Nun wirbelt er mit leichten Füssen
Zeigt sich aller Welt
Mögen ihn die Propheten grüssen
Ist er doch der grosse Held
Versprochen aller Reichtum
So er in den Boden dringt
Überall ertönt sein Ruhm
So er auch die Tat vollbringt

Und nun geht mit Erdenluft
Er aus dem Leben in die Höhle
Und zum letzten mal nimmt Blütenduft
Er mit sich in der Seele
Doch draussen wartet nun die Menge
Steht schweigend noch umher
Der Jüngling in der Erdenenge
Die Menschen in dem Weltenmeer

Und unten dort im Höllenraum
Gefährlich reissend nun die Wogen
Da hat der wilde, schwarze Schaum
Den Helden auch schon zu sich gezogen
Trauernd sinkt die ganze Schar
Zu Boden, mit schweren Füssen
Kein Prophet, nicht ein Narr
Wird jemals noch den Jüngling grüssen

Schreie flehend aus dem Grab
Gnadenlos diese Unterwelt
Ein Jüngling ging hinab
Und Tod empfing den Erdenheld
Doch diese Trauer bricht kein Herz
Für Reichtum in die fremde Welt?
Fühlend nur ein Schmerz
Dumme Wagnis, dummer Held

29.05.1976 Detlef Maischak

Informationen zum Gedicht: Des Jünglings Wagnis

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06.04.2012
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Detlef Maischak) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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