Sex

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
.... Wer älter wird, bemerkt oft trübe:
Es geht bergab, auch mit der Liebe,
genau genommen, mit dem Sex,
dem instinktiven Lustreflex,
der durch des Mannes Glieder fährt
und dort wie Most im Weinfass gärt,
sobald ein schönes Weib ihm naht
zu einem Liebesattentat.
.... Das war einmal und ist nicht mehr.
Sein Blick wird matt und tränenschwer.
Er musste eines Tags erkennen:
Von nun ist er nicht mehr im Rennen.
Jedoch erträgt er diese Bürde,
so wie auch anderes, mit Würde.
Es reizt nicht mehr wie ehedem.
Er ist im Grund auch zu bequem.
.... Nicht immer zeigte sein Gefühl
sich derart abgeklärt und kühl;
im Gegenteil, der Ofen kochte,
sobald er sie und sie ihn mochte.
Es gab da selten Hindernisse
und störende Gewissensbisse,
wenn´s galt, ein Stelldichein zu planen
und sich den Weg zu ihr zu bahnen.
.... Jetzt ruht der Wein in einer Flasche,
die Glut verbirgt sich unter Asche.
Die Leidenschaften sind bezwungen.
Er nährt sich von Erinnerungen,
die wie die Abendsonnenstrahlen
Gold in den grauen Alltag malen.
Das wilde Leben war einmal.
Jetzt herrschen Ordnung und Moral.
Nun endlich gibt´s Gelegenheit,
mehr Kraft und Konsequenz und Zeit,
zu werden, was er stets gewollt:
Ein vorbildlicher Tugendbold.
.... Nur eine Sehnsuchtsträne fließt,
wie jeder merkt, der dieses liest.
Silesio

Informationen zum Gedicht: Sex

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28.04.2023
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