Die Heimsuchung.

Ein Gedicht von Christine Biermann
Flüsse steigen, sie fluten die Täler
vernichten die Häuser, ertränken die Menschen.
Eisberge weinen, Meere füllen sich, Lebensraum versinkt in den Fluten.
Die Berge speien Lava, Feuerwalzen alles begraben.
Stürme entwurzeln Bäume, entblößen Dächer, versenken Schiffe.
Tsunamis wüten in den Meeren, verschlingen die Küsten mit gierigen Wellen.
Wälder brennen, Landstriche verkohlen.
Wüsten werden zu Wanderdünen, Dörfer und Städte versanden.
Die Erde ist heiß, Wasser verdunstet, Menschen hungern, dursten und fliehen.
Epidemien verteilen unsichtbare Dämonen auf die Menschen aller Nationen.
Doch noch viel Schlimmeres steht uns bevor, denn verfolgt von Hunger, Krieg und Not stehen Flüchtlinge an unseren Grenzen, wir nehmen sie auf, und wissen nicht, was weiter geschieht.
Der Krieg in Europa treibt uns um. Erst wollten wir das Klima schützen, nun schauen wir sorgenvoll in die Lüfte, Sirenen wie Blitze durch die Körper zucken...
Die Erde wehrt sich, ihr droht ein Desaster, doch die Kriegsgefahr hat Schwergewicht.
Der Mensch, so traumatisiert, wie soll er leben mit der Angst, wo nebenan die Menschen sterben, die Gifte in den Himmel steigen, Krankheit und Not die Seelen fressen.
Soll man noch ein Bäumchen pflanzen? Stiefmütterchen setzen? Trotzen wie das Schneeglöckchen in der noch gefrorenen Erde??
Müde über Achtzig, sind unsere Tage abgezählt, deshalb beten wir in uns hinein:
Für den Frieden der Generationen, für die ganze Welt und die Schwachen.
Und ich, die auch ängstlich vor allem steht, ich lasse in meine Haare ein paar sonnige Strähnchen machen.
Christine Biermann

Informationen zum Gedicht: Die Heimsuchung.

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10.04.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christine Biermann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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