Wünschen
            
            
                Ein Gedicht von 
Harald Manzei
             
            
                In einem Berg, 
an dunkelster Stelle,
lag einst 
ein kleiner Stein.
Von tiefster Finsternis 
umfangen,
fühlte er sich so allein.
Eines Tages hörte er
von den Steinen,
die ganz oben liegen,
wie Nacht und Tag, 
Licht und Schatten
über ewige Finsternis siegen.
Er hörte von Bäumen, 
von Flüssen,
von Regen und Wind,
kaum vorstellbar,
wie solche Dinge sind.
So lag er da unten,
verlassen, allein.
Der kleine, liebe
dunkle Stein.
„Was für Sachen sind das,
die da geschehn?
Wie kann ich jeh
das mal sehn?“
Zehntausend Jahre
er sich fragte.
Nie zu müde,
er sich plagte.
„Irgendwie
muss es gehn.
Ich will den 
Himmel einmal sehn.“
Und auf einmal hatte er 
die Idee,
die Lösung aller Fragen.
So einfach 
und auch so genial,
die Antwort – sozusagen.
„Wenn ich nun,“  
überlegte der Stein,
„mich als Teil des Berges seh,
ich zugleich 
auch der Gipfel bin,
des Berges schwindlige Höh.“
O.k., 
ich muss mein Steinsein aufgeben,
doch nur so seh ich das Licht.
Als Berg, 
als Ganzes, 
als die Natur.
Als Stein begreif ich es nicht.
Und so tat der Stein
und eh er sich versah,
war er der Berg,
wie wunderbar.
Und er sah die Tage 
und die Nächte vergehn,
sah die Bäume auf
seinem Gipfel stehn,
sah den Regen, das Eis,
sah die Sonnenstrahlen,
sah im Frühling die Blumen
mit ihren Farben prahlen.
Und er dachte 
leise 
daran zurück,
dass ohne das Steinsein
er hätte nicht 
solch ein Glück.            
                            
                    
                    
                        
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