Vom Anderssein - ein etwas einseitiges Gespräch mit einer Rose

Ein Gedicht von Erika Tillmann
Ich glaub, ich will das.Vielleicht.Aber sollt ich auch?
Wär das gut? Wär das falsch? Oder ist es richtig?
Wem schuld ich die Antwort? Wem bin ich sie pflichtig?
Eigentlich nur mir - dem Gefühl in meinem Bauch


Als ob's so einfach wär! Das Gefühl ruft: "Ja! Jaaa!"
Ganz begeistert! Doch hab ich auch noch einen Kopf
Dem sag ich:"Ich such doch nur den Deckel zum Topf."
"Tatsächlich? Lügst du nicht? Das ist doch gar nicht wahr!"


"Natürlich ist das wahr! Und mit wem streit ich da?"
Eine innere Stimme - ist's mein Gewissen?
Aber, seit wann spricht's mit der Stimme meiner Ma?


"Ich hab nichts gemacht - der Deckel soll nur passen."
Doch - bin ich wirklich der Topf zu DIESEM Deckel?
Vielleicht wäre es besser es zu lassen?


Wenn ich zu diesem Deckel pass - wer bin ich dann?
Wohl nicht die, die ich immer dachte zu sein
Das wirft einen Schatten auf meines Daseins Schein
Was soll ich - kann ich tun? Wie lös ich diesen Bann?


Ein Bann? Es sind wohl eher zwei im Widerstreit!
Der eine unterwirft mich dem Dürfen - dem Sollen
Der and're lockt mich, was ich nicht soll zu wollen
Dieser Zwiespalt ist's, der mir nun bringt dies Leid


Es ist ein Kampf zwischen Fühlen und Denken
Sehnen - und sich das Ersehnte zu versagen
- es endet nicht, das Fühlen kann man nicht lenken


Eine Lösung muss her, ich muss mich entscheiden!
Geh ich das Risiko ein anders zu sein?
Was daran ist so schwer und macht mich so leid'n?


Es ist das eig'ne Bild, es gerät ins Wanken
Und mehr noch! Es sind die Meinungen all derer,
die ich je geliebt - ich fühl mich immer leerer
Kann ich sie enttäuschen? So ihre Liebe danken?


Und mal ganz ehrlich: Hab ich nicht auch verurteilt,
was ich mir nun sehnlichst wünsche selbst zu tun?
Auch hab ich Angst: Noch nie ging ich in diesen Schuh'n
Was bleibt mir übrig? Was ist's, das mein Fühlen heilt?


Mit einem tiefen Seufzer atme ich aus
Meine Lider halb gesenkt - trostlos der Blick
Wieder tief geseufzt - da wird noch ein Lied draus


Das Kinn gestützt ich auf eine Rose starr
Samtig schimmernde Blütenblätter - tiefrot
Langsam sterbend bietet sie ihre Schönheit dar


"Wie du werde ich verwelken", flüstere ich,
"wund und ausgestellt in einem gläsernen Grab.
Gläsern? Muss denn jeder wissen was ich hab?
Und tu? Ich könnt dem Sehnen folgen - heimlich.


Ich könnt mit Leben füllen, was nach Leben schreit
und glücklich sein! Die sein, die ich wirklich bin.
Ich weiß nicht - irgendwie vernebelt sich der Sinn
- in Dunkelheit,als ob sich Schatten an Schatten reiht.


Ja, ein Schattendasein wär's, ein Verfluchtes!
Immer im Geheimen - bedacht nichts zu zeigen.
Doch, wer's Geheimnis riecht und nichts sieht, der sucht es!


Gut, dann ist dies nicht der Weg. Ich muss es sagen.
Ich geh das Risiko ein, die zu verlieren,
die ich liebe - ich stell mich ihren Fragen.


Jeder, der mich liebt, kann doch einzig nur wollen,
dass ich glücklich bin. Ja, dass es mir gut geht!
Und ich lass jeden gehen, der mich nicht versteht,
nicht akzeptiert und an mir rumrepariert!


Was meinst du?", meine Finger streicheln zartes Rot.
"Das ist wohl nicht mein größtes Problem, glaub ich fast.
Weißt du, ich kenn mich nicht mehr, werd mir selbst zur Last.
In mir tobt ein Kampf - ich bin völlig aus dem Lot.


Ich will es nicht, dieses Sehnen und Fühlen!
Es geht gegen Alles, was ich je gelernt!
Kann denn mein Verstand nicht dieses Sehnen kühlen?


Des Tags vielleicht, doch findet mich die Nacht bereit
hinzuschauen - mehr noch, mich hinzugeben.
Wie's scheint,werd ich wohl nur durch Wahrheit befreit.


Was soll ich die Augen noch länger verschließen?
Was soll ich noch länger kämpfen? Ich lass mich ein.
Ich bin wie ich bin und verwandle Schein in Sein
Last in Lust- ach komm, ich werd dich nochmal gießen."

Informationen zum Gedicht: Vom Anderssein - ein etwas einseitiges Gespräch mit einer Rose

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15.05.2016
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