Treue
Die Treue schwor ich einer Frau,
die mich so liebte wie ich war,
doch ist mein Leben heute mau,
denn diese Frau ist nicht mehr da.
Die Frau an sich, die gibt es noch
und auch ziert mich noch unser Ring,
wir teilen unser Haus, jedoch
fehlt uns seit Jahren der Frühling.
Es herrscht nur noch Herbst ewiglich,
kalt, graupelschaurig, unnahbar,
vernebelt sieht sie nicht mehr mich
und Sonnentage sind so rar.
Gewohnheit hat sich festgesetzt
und anstatt der lieben Worte,
an denen man sich nicht verletzt,
gibt es die der üblen Sorte.
Ich habe es so oft versucht,
den Frühling wieder zu finden,
ich hab' genauso oft geflucht
und musste mich schmerzlich winden.
Ich warte schon so ewig lang
und hoffe, dass sich was ändert,
ich weiß nicht ob ich noch lang' kann,
die Augen sind schon gerändert.
Doch plötzlich geht die Sonne auf,
Augen strahlen mich verliebt an,
das Leben nimmt halt seinen Lauf,
ich fühle mich wieder als Mann.
Die Augen sind ein fremdes Paar,
die mir Herzenswärme zeigen,
fühl' mich sonder- und wunderbar,
will die Ehe nicht vergeigen...
Die Treue schwor ich einer Frau,
die mich so liebte wie ich war,
doch ist mein Leben heute mau,
denn diese Frau ist nicht mehr da.
Till Eulenspiegel
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