Pati necesse est multa mortales mala!

Ein Gedicht von Peter Leitheim
Pati necesse est multa mortales mala!
Den Hunger nie vergessen!
www.leitheim-gedichte.de
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Ich verbrachte meine ersten fünf Lebensjahre, i
n mehreren Flüchtlingslagern.
Das Essen dort zum Leben zu wenig
zum Sterben aber zu viel.
Ca. 20% überlebten diese Zeiten dort nicht!
Gedicht - Nr. 709
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Im Lager einst an einem langen Tisch
dicht Kopf an Kopf - viel magere Gesellen
Man schweigt ergraut ist manch Gesicht
das karge Abendbrot erfolgt in Wellen.
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Und auf dem Tisch für jeden - nur ein Stückchen Brot
nach dem die dünnen Arme, Hände fassen,
der Hunger groß und groß die Not
und Hungers viele dort, ihr Leben lassen.
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Die Wassersuppe mehr als dünn
mit Schnittlauch der hinzugegeben,
nur für gut sechs Suppenlöffel reicht es hin
sie hielt so manchen nicht am Leben!
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Dem einen seiner zitternden Hand entfiel
ein Stückchen Brot, ein ziemlich kleiner Bissen.
Rasch rutscht er nieder dort wo hin es fiel
das Brot, er sucht es dort zwischen den Füßen!
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So sucht voll Hunger dieses winzig Stückchen Brot
schon bei den Füßen - ein Rumoren
da er sie anstößt in der Not
man fragt ihn barsch, was hast da unten du verloren?!
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Errötend, taucht er endlich wieder auf
und stopft das Stückchen Brot in seine hohlen Wangen,
denkt seufzend an die Heimat - an das Elternhaus
wo reichlich Nahrung - er als Kind empfangen.
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Nach vielen Jahren saß er dann, als Gast und reicher Mann
bei vornehmem Herrn, und Damen - an einer großen Tafelrunde,
bei überreich gedecktem Tisch - die Mahlzeit froh begann
mit Scherzen und erlesenen Reden floh dahin so manche Stunde.
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Mit Fisch und Braten, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Gemüse viel an Art
egal wohin das Auge hin nur blickt.
Gekocht, geschmort, gebraten und gegart
ein Jedermann „voll Freude“ ist entzückt.
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Auch reichlich, frisches, herzhaftes Brot man fand
wohlduftend weiß und unbegrenzt an Menge.
Doch es entglitt ein Stückchen Brot, aus einer Dame, zarter Hand
dass er sofort nun sucht am Boden - bei bestrumpften Füßen - Enge.
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Die meisten Herrn die Zusahen, recht amüsiert nun lächeln
zurück die Damen ihre Füße ziehen,
verlegen mit dem Fächer sie danach fächeln
er legt das Brot das er gefunden der Dame wieder hin.
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Sehr nett von Ihnen, die Dame spöttisch sich verneigt
voll Spott, und Hohn so ihren Dank, ihm zeigt,
er sagt nur gern geschehen und legt das Brot beiseite
wonach er artig sich - nun selbst - verneigte.
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Ich dachte (sprach er laut) dabei nur an ein fast vergessenes Bestreben
und „nicht an sie“! So wie es sie, es sich dabei gedacht,
denn so ein „Stückchen Brot“ hielt damals mich am Leben
als Jahre der Gefangenschaft in Russland ich verbracht.
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Gar „viele meiner“ Kameraden
fanden im Lager täglich - den Hunger-Tod.
Sie starben nicht im Kugelhagel
sie starben da gefehlt - ein Stückchen – Brot!
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Nun herrscht am Tisch - betretenes Schweigen
ein Tisch - beladen - voller Überfluss,
vorbei - das Scherzen, der Spott, des Hohnes-Reigen
der Gast geht stumm – kein Abschiedsgruß!
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Peter Leitheim -Buchautor von Spiegelbild der Seele.
www.leithim-gedichte.de
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Deutsche Gedichte Bibliothek -Reutlinger Autorenpool.

Informationen zum Gedicht: Pati necesse est multa mortales mala!

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19.12.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Peter Leitheim) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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