Gebranntes Kind

Ein Gedicht von Inge Wamser
Meine Mutter kam vom Krankenhaus,
man nahm ihr die Galle raus.

Vor Freude daß sie alles gut überstand,
empfingen wir sie mit einer Torte
ihr blieben weg die Worte.

Die Torte mussten wir flambieren,
Mutter ins Zimmer maschieren.

Wir sagten Ihr bleib sitzen hier,
ne Überraschung kommt zu dir.

Meine Schwester schüttete
Schnaps darauf,
ich holte Streichhölzer raus.

Zündete die Torte an
und was Schreckliches kam dann.

Es machte zisch
und in Flammen stand ich.

Mein Vater wollte löschen
es gelang ihm nicht.

Der Krankenwagen holte mich.
Nach Oggersheim in
Unfallklinik wurd ich gebracht,
behandelt dort die ganze Nacht.

Mein Oberkörper Gesicht und Haar
war verbrannt zweites und drittes Grad.

Sechs Wochen musst ich dort liegen
eingapackt wie eine Mumie,
wer mich so sah fiel fast vom Stuhle.

Von Schmerzen möcht ich garnicht reden
so höllich waren sie gewesen.

Viel Elend ich dort sah
Menschen die so verbrannt,
dass niemand sie hat
jemals wieder erkannt.

Da kam ich doch noch gut davon,
Narben viele blieben schon
nur da wo sie niemand sehen kann,
und das stört auch nicht meinen Mann.
auch nicht mich.

Bin froh dass überlebte ich.

Eines hab ich hier vergessen
Alle hatten einen Schock,
niemand hat von der Torte gegessen
worauf lag das Streicholz noch.

Informationen zum Gedicht: Gebranntes Kind

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29.06.2011
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