Blütenblind
Ein Gedicht von
Lorena Töngi
Blütenblind
Es kostet Mut und Lebensglut,
mich zu entblößen – ohne Hut.
Die Kälte beißt, der Wind ist rau,
drum warte ich – und bleib im Tau.
Ich harre aus, bis Sonne spricht,
bis zarte Wärme durch mich bricht.
Wie eine Blume, spät geboren,
vom eignen Blühen fast verloren.
Im Spätsommer, so scheu und lind,
öffnet sie sich dem Sonnenkind.
Ein Blättchen nur, dann noch ein’s mehr –
ganz sacht entfalt’ ich mich so sehr.
Und plötzlich steh ich, wie gemalt,
ganz nackt, berührbar, ungeahnt.
Bin blütenblind – seh selbst nicht ein,
dass ich im Licht erblühend schein.
Wie schön, dass du mein Herz erspürst,
mich zärtlich weckst, mich leise führst.
Du kamst zu mir mit sanftem Sinn,
nahmst Platz – und gabst dem Blühen Sinn.
Du trinkst von mir, was mich durchdringt,
mein Nektar, der aus Tiefe springt.
Und was du nimmst, das nährt auch mich –
dein Sein ist Wurzelstück und Licht.
So danke ich mit Blütentanz,
verbunden in des Sommers Glanz.
Das könnte Sie auch interessieren