Linde

Ein Gedicht von Tanja Wagner
Im Wind brach durch die Tränen eine Stimme:
"Hör auf! Du machst das Ganze nur noch schlimmer.
Du wirst die Weite niemals überwinden",
so sprach die alte Kiefer zu der Linde.

Doch die hob dünne Äste klagend höher
und kam, laut flehend, blauem Himmel näher.
Sie sehnte sich von Tag zu Tag noch mehr,
fand aus der Sehnsucht keine Wiederkehr.

So fing sie an sich langsam auszuziehen.
Warf Blatt für Blatt, der Liebe zu entfliehen...
Sie wollte nah sein dem, den sie begehrte,
kein Zweig blieb, der sich seinem Blick verwehrte.

Er sah und fand ihre Verwandlung bitter.
Sie neigte sich, kein Schutz mehr vor Gewitter.
Der Winter brach herein. Sie schien leblos.
Wenn nicht die Liebe wär', die noch so groß…

© Copyright: Tanja Wagner

Informationen zum Gedicht: Linde

681 mal gelesen
1
29.09.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige