Ganz konkret

Ein Gedicht von Roman Herberth
Sein Unglück kann man ganz konkret benennen.
Man kennt den Zeitpunkt, wo es uns erfasst,
und dennoch wird man in sein Unglück rennen,
was sicher keinem in die Tüte passt.

Dann werden laute Klagelieder singen
und man steckt fest im wirren Labyrinth.
Kein kluger Schachzug fügt sich im Gelingen,
und bald sind unsre Augen tränenblind.

Ein Zufall hilft dem Schicksal zu entkommen.
Man atmet auf, sagt seinem Schöpfer Dank,
denn eine Wende hat nun das Geschick genommen,
die Nervenstränge liegen nicht mehr blank.

Man jubelt laut, die Freude wird frohlocken.
Was uns entzückt, ist voll im Element.
Man ist entspannt und nicht mehr tief erschrocken,
bevor man in sein nächstes Unglück rennt.

Roman Herberth

Informationen zum Gedicht: Ganz konkret

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10.05.2016
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