Nimm es hin

Ein Gedicht von Reiner Künzel
Früher sprach man übers Spielen,
Malen, Flitzebogenschießen,
auch von Bonbons richtig vielen,
heute von den kranken Füßen.

Über Fußball reden stundenlang,
deutschen Autos grundsoliden,
manchmal übern Bumerang,
nunmehr sinds die Hämorrhoiden.

Gelästert über dicke Leute
und Typen mit ’nem riesen Schuss,
dumme Bullen und dann heute
wie oft man nächtens pissen muss.

Thematisiert auch stets die Frauen –
mal eben in die Ecke drücken,
um dann schnelle abzuhauen.
Heuer schmerzt dabei der Rücken.

Geprahlet über Mut und Kraft,
wie feurig mit dem Bike geblasen
wie viele große Maß geschafft
und jetzt beginnt das Herz zu rasen.

Leid und Not zu Grabe tragen,
Hunger, Seuchen auszumerzen.
Die hehren Ziele längst begraben
weil die Knochen ja so schmerzen.

Und beim letzten Kneipengang,
die Jugend holend mit Gewalt,
die Bar so weit vom Bauchumfang,
mit letzter Kraft die Faust geballt,

dein Witz aus dünner Stimme klingt,
beim Flirtversuch nur Spott erschallt,
das dritte Bier den Stock erzwingt.

Nimm es hin! Du bist jetzt alt!

Informationen zum Gedicht: Nimm es hin

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27.04.2011
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