„Wenn Zeit uns wieder findet“
Ein Gedicht von
Marvin Becker
„Wenn Zeit uns wieder findet“
Zwei Seelen, einst im jungen Licht,
ein Blick – und mehr bedurft’ es nicht.
Ein Funkeln, leise, kaum erkannt,
das Herz noch unbenannt verbrannt.
Die Jahre rollten, still und sacht,
das Leben nahm, was Leben macht.
Pflichten, Wege, Haus und Kind –
der Wind verflog, wo Träume sind.
Sie gingen weiter, Hand in Hand
mit andern durch ihr Lebensland.
Und doch, in stiller Abendruh,
da war ein „Damals“ – irgendwo.
Dann, eines Tags, ein Ton, ein Bild,
ein Name, der den Atem stillt.
Ein „Hallo“ blinkt – so unscheinbar,
und plötzlich ist das Früher da.
Ein Kribbeln, zart, fast wie zum Spaß,
als wär’n die Jahre nur ein Glas,
durch das man lächelt, scheu und klug,
und leise spürt: Es war genug.
Sie reden nun, ganz offen, klar,
wie’s damals nie möglich war.
Und beide wissen, ohne Zwang:
Das Leben lief – doch nie entlang.
So bleibt Erinnerung im Licht,
ein warmer Glanz im Angesicht.
Kein Neubeginn, kein leises Leid –
nur Dankbarkeit für alte Zeit.