Die Postkarte

Ein Gedicht von Lilly Lime
Eine Postkarte ist ein seltsames Drum,
reist in der ganzen Welt herum,
hat viel gesehen, viel gehört,
hat sich an mancherlei gestört.

Doch sie sagt nichts, sie ist zu stumm,
reist immer weiter nur herum.

Und manchmal fragt sie sich,
wer bin ich?
Was ist in mir drin?
Hat meine Reise einen Sinn?

Liebe Anne,
viele Grüße,
hatte ne Panne,
meine Süße,
alles Liebe,
Tschüss.

Was mag das für ein Inhalt sein?
Worauf lass ich mich da ein?
Ihn zu tragen, zu verwalten,
alles regeln, alles schalten.

Stadt im Nebel,
alles trübe,
grauer Bildrand,
Ton in Ton,
und eine Schrift,
ein Name.
Wo wurde ich abgeschickt?
Woher komme ich?

Gestern bin ich angekommen,
hab den Schreckensschrei vernommen.
Eine Panne, ach wie schlimm,
wo führt das alles nur mal hin ...

Da steh ich nun auf einem Bord,
seltsam skurrilem Hort.
Viele Dinge, viele Sachen,
was soll man bloß mit allem machen.

Eines Tages, in der Zukunft,
ist es Wahnsinn, gar Vernunft,
wird das Bord geleert, gesäubert,
alles schnell mal abgeräubert.

Deckel auf, ab in den Kübel,
euer Leben war nicht übel.
Leider hat's auch mich getroffen,
auf Rettung ist hier nicht zu hoffen.

Schöne Welt,
leb wohl,
Adieu.

Sept. 2004
copyright @ Lilly Lime

Informationen zum Gedicht: Die Postkarte

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03.05.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Lilly Lime) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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