Paradox

Ein Gedicht von Franz josef Klötgen
Viele Tiere die uns nützen,
Müsst‘ man achten, loben, schützen.
Ihnen sollt‘ man dankbar sein,
doch fällt vielen nichts and’res ein,
als ihre Namen zu missbrauchen.

Man sollte sie zusammenstauchen,
wenn es heißt: „Du blöde Gans“,
die uns legt die leck’ren Eier-
zum Kuchenbacken für die Feier,
Daunen schenkt für’s Oberbett,
sich d’rin zu kuscheln, ist doch nett,
Sie warnt bei Tag und bei Nacht die Bauern.
Vor unerwünschten diebischen Gaunern,
die flüchten durch ohrenbetäubendes Schnattern,
ohne Beute zu ergattern.
Wurden im alten Rom hoch geschätzt,
als Wächter des Staatsschatzes eingesetzt.
Blöd ist nur, der sie so nennt,
weil er den Wert der Gans verkennt,
Sie aber genüsslich zur Martinszeit
zu verzehr´n ist gern bereit.

Ähnlich ist’s, wenn’s heißt „dumme Pute, dummes Huhn“,
die uns doch nur Gutes tun.
Zuverlässig in engen Gehegen –
täglich frische Eier legen.

„Altes Kamel“ und „dummer Esel“
Ist nicht bei Beduinen zu hör’n,
weil sie auf ihre Lastträger schwör’n
und sich über die Packesel freu’n,
son’st müsst’s ihr Rückgrat schmerzlich bereu’n.

Auch einfach nicht fein,
wenn jemand sagt: „du dummes Schwein“
oder gar: „du alte Sau“
obwohl sie sind doch äußerst schlau,
oft zweimal jährliche Ferkel nähren,
die wir nachher gern verzehren.
Auch, alberne Kälber ist manchmal zu hören,
wenn Jungen spaßen mit kecken Gören.
Dabei bringt’s Albern große Freud‘
War immer lustig, früher wie heut.


Der ist im Kopf nicht ganz gesund,
der einfach sagt: „Krummer Hund“.
Auch „blöder Hund“ hört man nicht selten.
Den, der so redet, müsste man schelten,
denn selbst der Dümmste weiß genau:
Hunde sind anhänglich, treu und schlau.
Beschützen uns, sind uns’re Begleiter-
Spielen mit Kindern lustig und heiter.
Schnüffeln nach Drogen zu unserem Schutze,
sind bei der Suche nach Menschen zu nutze.

Unverschämt und total Paradox ist das Schimpfwort „blöder Ochs“
Arbeit hatte der genug.
Zog den Dreschbalken und schweren Pflug.
Den Nacken drückte hart das Joch
in vielen Ländern heute noch.
Der, wenn sein Herr trank mal zu viel,
immer wieder fand sein Ziel.
Selbst, wenn sein Boss schlief deshalb ein,
führte er ihn wieder heim,
war steht’s top orientiert,
hat seinen Herrn so nie blamiert.
Kennt Hin und Rückweg ganz genau.
Ochsen sind halt eben schlau.
Selbst am Ende- weiß ja jeder –
schenken sie Fleisch und Fell fürs Leder.

Informationen zum Gedicht: Paradox

420 mal gelesen
02.03.2017
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige