Alsterspaziergang im April

Ein Gedicht von Annelie Kelch
Am Wegrand: ein leckes Boot.
Die Spur des Bilgewassers
versickert dunkel im Sand.

Unter 1000 weißen Segeln:
zwei blutrote – Alsterpiraten.

Ein buntes Kindereis ohne
(Fall-)Schirm wagt den Kopf‑
sprung ins Staubbad des Weges.

Von den besonnten Wiesen herüber
leuchten nackte Bäuche und Beine.
Die Bänke sind auch besetzt.

Auf sandigen Wegen
wuseln Ameisenheere:
fürchten sich vor dicken Wintersohlen.

Blätter, vertrocknet von Braun zu Grau,
knistern wie hauchdünnes Pergament:
Verwesung zwischen knospenden Zweigen.

Ums Brot aus der nackten Hand
streiten sich Enten und Schwäne.
Die Möwen sind auch noch nicht satt.

Weißbirken tauchen
die hitzigen Köpfe ins
(april-)frische Alsterwasser.

Flirrende Sonnenflecken
auf dem Wabenmuster der Wellen
verfolgen mich über die Brücke.
Ich weiß nicht mal, wie spät
es ist, geschweige denn, welche
Pollen heut unterwegs sind.

Informationen zum Gedicht: Alsterspaziergang im April

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25.04.2018
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