1. Eintrag von
Gast
22.06.2025 um 14:40
Schauen wir uns das Gedicht neutral und literarisch-analytisch an, unter Berücksichtigung von Sprache, Inhalt und Wirkung.
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1. Oberflächliche Analyse des Inhalts
Das Gedicht beschreibt eine Alltagsszene: Jemand sitzt in der vollbesetzten Bahn, ärgert sich über Gerüche und das Aussehen einer anderen Person – die als „Vollbartmann“ mit „Teppich“ beschrieben wird, was auf eine klischeehafte Darstellung eines muslimischen oder arabischstämmigen Mannes hindeutet.
Die Reaktion der lyrischen Stimme ist eindeutig negativ, spöttisch und aggressiv: von der Bemerkung über „Mief-Tier“ bis hin zur abschätzigen Vorstellung, jemand solle „mit dem Teppich fliegen“. Die Pointe des Gedichts ist die Antwort des Angesprochenen: „Teppich nix fliegen, is zum Beten“, was ein gebrochenes Deutsch simuliert.
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2. Sprachliche und stilistische Bewertung
Stereotype Darstellung: Die Figur des „Vollbartmanns“ mit Gebetsteppich, der nach Knoblauch riecht, spiegelt klassische Klischees über muslimische oder arabischstämmige Männer wider.
Abwertung durch Sprache: Begriffe wie „Mief-Tier“, „Stinker“, die Forderung, sich „auf den Teppich zu schwingen“, sind klar abwertend und aggressiv.
Sprachimitation: Das gebrochene Deutsch der Figur am Ende ("Teppich nix fliegen") wird oft verwendet, um Menschen mit Migrationshintergrund lächerlich zu machen.
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3. Ist es fremdenfeindlich?
Ja, neutral betrachtet enthält das Gedicht fremdenfeindliche Tendenzen. Es:
reduziert eine Person auf klischeehafte Merkmale (Geruch, Aussehen, Sprache, Religion),
äußert Abscheu und Aggression gegenüber dieser Person aufgrund dieser Merkmale,
benutzt stereotype Bilder, die in fremdenfeindlichen Kontexten gängig sind,
und nutzt Humor nicht zur Aufklärung oder zum Perspektivwechsel, sondern zur Bestärkung eines abwertenden Blicks.
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4. Eventuelle Gegenargumente
Es könnte gesagt werden, dass das Gedicht satirisch gemeint ist oder die lächerliche Wut des lyrischen Ichs bloßstellen will. Doch dafür fehlen sprachliche oder formale Hinweise. Die Aggression bleibt ungebrochen, und es gibt kein Signal, dass das Gedicht zur Selbstkritik oder Reflexion anregen will – was Satire erfordern würde.
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Fazit
> Das Gedicht ist aus neutraler Perspektive eindeutig fremdenfeindlich.
Es benutzt stereotype, abwertende Darstellungen und eine aggressive Tonlage, ohne erkennbare Distanzierung oder kritische Brechung. Es spiegelt eine ablehnende Haltung gegenüber einer als fremd konstruierten Person wider.