Ein Glücksmoment

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Seit einer Stunde sitzt sie hier auf der knarrenden Holzbank und genießt den kühlenden Schatten unter der alten Buche. Auf der Wiese biegen sich die Halme im Wind, als wollten sie den Sommer zum Tanz auffordern. Übermütig schwirren Schmetterlinge im Kreise und Vögel fliegen trällernd durch die Lüfte.
Nur der Eichelhäher, der auf dem schweren Ast sitzt und trotzig rätschend mit seinem Schnabel auf ihn einhackt, fühlt sich in seinem Revier gestört: "Verschwinde!" scheint er zu kreischen. Oder vielleicht ?: "Steh auf! Freu dich des Lebens!"
Dabei will sie nur Eines: Ruhe. Auch vor diesem Schreihals. Sie lehnt sich zurück; sieht zu ihm hoch und - als wäre es ein stummes Zwiegespräch - es kehrt Stille ein.
Mit geschlossenen Augen genießt sie das Rauschen der Blätter und ihre Gedanken tragen IHN zu ihr auf die Bank. Ganz nah. So, dass sein Atem sie zart an den Wangen streift.

Schweigen. Nur Schweigen...
...den Augenblick großen Glückes festhalten.



(C) Ingrid Bezold

Informationen zum Gedicht: Ein Glücksmoment

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19.07.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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