Flügge geworden

Ein Gedicht von Birgit Klingebeil
Unter die dichten Koniferen ist gesetzt,
in unserem Balkonkasten ein Amselnest.
Ein grünes, gesprenkeltes Ei liegt darin.
Doch wo ist Mutter Amsel denn hin?

Nicht, dass ich sie vielleicht verjagt
und sie von Weitem ihr Pech beklagt?
Die Kinder sind darüber sehr besorgt.
Gern hätten sie selbst das Ei versorgt.

Am vierten Tag sind es der Eier 5 Stück.
Obwohl Mutter Amsel man nie hat erblickt.
Erst zum Brüten findet sie sich dann ein.
Und kommt dazu aber auch nicht allein.

Wann immer Mutter Amsel Futter sucht,
ist nun der Amselmann bei uns zu Besuch.
Er hat den Auftrag, das Nest zu hüten.
Bis seine Amselfrau kann weiter brüten.

Als zwölf Tage sind ins Land gegangen,
hat im Nest das neue Leben angefangen.
Die Kinder sind von den Kleinen entzückt.
Hoffen, dass das Hudern (*) für alle glückt.

Abwechselnd gefüttert von Mama oder Papa
wächst schnell die lebhafte Jungvogelschar.
Wackelig sind anfangs die ersten Schritte.
Doch bald schon geht es ab durch Mitte!

Zuerst noch recht zögerlich und sehr kurz.
Zu hart wäre aus dieser Höhe ein Sturz!
Eines Morgens jedoch ist das Nest dann leer.
Und ich habe gespürt, Abschied nehmen fällt schwer!



© Birgit Klingebeil
[2023]


(*)
Hudern ist ein Begriff aus der Vogelkunde und bezeichnet das Schützen der Nestlinge unter den Flügeln.

Informationen zum Gedicht: Flügge geworden

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23.07.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Birgit Klingebeil) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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