Begegnung mit A.D.

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
Die weichen Locken
fielen goldglänzend
über seine Schultern.

Er erschrak, als ich näherkam.
Mit traurigen Augen
blickte er unsicher um sich...

Alles hatte sich verändert
seit damals,
als er mit Lucas Cranach
und Willibald Pirckheimer
hier am Pegnitzufer saß -
Schafskäse und Wein im Korb -
malend, philosophierend,
später etwas weinselig...
Hasen und Rotwild
ließen sich nicht stören.
Blumen blühten bunt
und die Gräser wiegten sich
geschmeidig im Windspiel....

*

Unsere Blicke trafen sich.
Er lächelte scheu in den Fluß -
der sprudelte noch nach Nürnberg -
aber anders.

Er griff nach dem Skizzenblock,
den er unter seinem Mantel hervorhob
und begann, mich zu malen.

*

Das war gestern -
und heute besuche ich ihn, den großen Meister.

Grab Nr. 649 Johannisfriedhof Nürnberg - Albrecht Dürer.

Informationen zum Gedicht: Begegnung mit A.D.

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30.04.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Bezold) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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